Judentum und Israel
haGalil onLine - http://www.hagalil.com
     
Archiv:
Religion aktuell
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

hagalil.com

Search haGalil

Newsletter abonnieren
e-Postkarten

Bücher / Morascha
Koscher leben...

 

Talmud

Talmud, das Lernen, oder wie Jakob Fromer übersetzte "die Lernung", bezeichnet im eigentlichen Sinne das Studium der Torah, des Pentateuch.
Im übertragenen Sinne versteht man unter Talmud ein Werk, in dem das Ergebnis dieses Studiums niedergelegt ist und das sich aus der Mischnah und der Gemarah zusammensetzt, die dann durch weitere Diskussionen und Kommentare noch vertieft werden.

Häufig spricht man auch von der "mündlichen Lehre", wenn man den Talmud meint, denn als Moses am Sinaj von G'tt die Lehre des Lebens, die Torah, erhält, wird dieser Begriff im Plural verwendet. Sifra beChukotaj erklärt hierzu: Torah wird nicht im Singular, sondern als Toróth in der Mehrzahlform bezeichnet, um uns zu lehren, dass dem Volk Israel zweimal Torah gegeben ist: eine geschriebene und eine mündliche."
Die fünf Bücher Moses sind die "schriftliche
Torah", der Talmud ist die "mündliche Torah".
Meir Seidler (Bar Ilan) bezeichnet den Talmud als das Herz der jüdischen Eigenart und meint, das Wesen des jüdischen Volkes liege in diesem Werk verborgen.

Aus einer säkularen Perspektive zeigt Jonathan Rosen das faszinierende Potential des Talmud für unsere moderne Welt, die zugleich entwurzelter und vernetzter ist als je zuvor. Der Talmud mit seinen die Grenzen von Zeit und Ort übergreifenden Debatten sicherte das Überleben des Judentums nach der Zerstörung des Tempels. Die unerschöpfliche Fülle der rabbinischen Überlieferung, die Seiten des Talmud, wie auch das World Wide Web machen die Chance eines Diskurses sichtbar, zu dessen Wesen es gehört, mit Ungewissheiten und Paradoxien zu leben, anstatt sie mit autoritären Sinnstiftungen aufzuheben.
Judentum ist demnach Dialog, Diskurs. Fragen, Reflektieren, Austausch, Zweifel, Vorwurf, Zuspruch, Provokation. Ein immer wieder Streiten und Argumentieren, das trotz aller Vorwürfe die gemeinsame Basis nie in Frage stellt.

Und so fragt auch Yves Kugelmann: "Was gibt es Jüdischeres als den Diskurs, die dialektische Diskussion, das ständige sich und alles andere, die eigenen Positionen in Frage stellen, die unentwegte Reflexion, das Streitgespräch, das in Worten Grenzen überschreiten lässt, die Herausforderung durch das unsanktionierte Reden, welches die Antennen für Gefahren und Chancen schärft?"

Mischnah

Die Mischnah (oder Mischna, Mehrzahl: Mischnajoth), das Wiederholte, Überlieferte, Eingeprägte, besteht aus kurzen Satzperioden, in denen die aus dem Studium der Torah hervorgegangenen Halakhoth (Einzahl: Halakhah, Halacha oder auch Halaka geschrieben) zusammengefasst sind. Sie enthält sehr genaue Anweisungen über die Umsetzung der Mitzwoth, die in der Torah oft nur knapp erwähnt und erläutert sind.

Zurückgeführt wird die Mischnah auf Moscheh und die Propheten. Gesammelt und zusammengestellt wurden sie im 2. Jh. n.Z. vom in Tiberias lebenden Patriarchen Rabbi Jehuda. Sie zerfällt in sechs Ordnungen (Sedarim), die zusammen 63 Traktate (Masechoth) umfassen. Die Traktate setzen sich aus Kapiteln (Prakim) und diese aus Stücken oder Lehrsätzen (Mischnajoth) zusammen. Das ganze Werk hat einen Umfang von rund 600 Seiten.

Ordnung 1
Seraim, Saaten (Agrarbestimmungen), umfaßt elf Traktate:
1. Berakot, Lobsprüche. 2. Pea, Ecke. 3. Damai, was ist das? 4. Ki-lajim, Verschiedenes. 5. Schebiit, das siebente Jahr. 6. Terumot, Heben. 7. Maasrot, die Zehnten. 8. Maaser scheni, der zweite Zehnte. 9. Challa, Teighebe. 10. Orla, Vorhaut der Bäume. 11. Bikkurim, Erstlinge.

Ordnung 2

Moed, Fest (Bestimmungen für die Festtage), umfaßt zwölf Traktate:
1. Schabbat, Sabbat. 2. Erubin, Vermischungen. 3. Pesachim, die Passahfeste. 4. Schekalim, Silberlinge. 5. Joma, der Tag. 6. Sukka, Laubhütte. 7. Beza, das Ei. 8. Rosch Haschana, Neujahr. 9. Taanit, Fasten. 10. Megilla, die Rolle. 11. Moed Katan, der kleine Feiertag. 12. Chagiga, Festfeier.

Ordnung 3
Naschim, Frauen (Eherecht), umfaßt sieben Traktate:
1. Jebamot, Schwägerinnen. 2. Ketubot, Eheverträge. 3. Nedarim, Gelübde. 4. Nasir, der Verlobte. 5. Gittin, Scheidebriefe. 6, Sota die untreue Frau. 7. Kidduschin, Sakramente (Trauungen).

Ordnung 4
Nesikin, Beschädigungen (Zivil- und Strafrecht) umfaßt zehn Traktate:
1. Baba Kamma, erste Pforte. 2. Baba Mezia, mittlere Pforte. 3. Baba Batra, letzte Pforte, 4. Synhedrin, das Synedrion. 5. Makkot, Schläge. 6. Schebuot, Schwüre. 7. Edujot, Bezeugungen. 8. Aboda Sara, Götzendienst. 9. Abot, auch Pirke Abot, Sprüche der Väter. 10. Horajot, Entscheidungen.

Ordnung 5
Kodaschim, Heiligtümer (Tempelrecht), umfaßt elf Traktate:
1. Sebachim, Schlachtopfer, 2. Menachot, Speiseopfer. 3. Chullin, Nichtgeheiligte. 4- Bekorot, Erstgeburten. 5. Arakin, Schätzungen. 6. Temura, Vertauschung. 7. Keritot, Ausrottungen. 8. Meila, Vergreifung an Geheiligtem. 9. Tamid, Beständig. 10. Middot, Masse. 11. Kinnim, Vogelnester.

Ordnung 6
Taharot, Reinheiten (Bestimmungen über das religiöse Reinheitsgesetz), umfaßt zwölf Traktate:
1. Kelim, Geräte. 2. Oliolot, Zelte. 3. Negaim, Male. 4. Para, Kuli. 5. Teharot, Reinigungen. 6. Mikwaot, Tauchbäder. 8. Makschirin, die für die Unreinheit fähig Machenden. 9. Sabim, die mit dem Ausfluß Behafteten. 10. Tebul-Jom, jemand, der zur Reinigung während des Tages ein Tauchbad genommen hat. 11. Jadaim, Hände. 12. Ukzin, Stiele.

Gemarah

Nach ihrer Abfassung spielte die Mischna in den Talmudschulen dieselbe Rolle wie früher die Tora. An die Stelle des Midrasch, der Forschung, wie man die satzweise Erklärung der Torah (Pentateuch) nannte, trat die Gemarah (oder Gemara oder auch Gmarah, Mehrzahl: Gemarot oder G'maroth), die satzweise Erklärung der Mischnah.
Gemarah meint also einerseits "Abschluß" (hebr. ligmor), wie auch "Vervollständigung" (hebr. legamre), im Sinne einer Ergänzung der auf der Mischnah basierenden Diskussion.

Eine Bezeichnung für die einzelnen Sätze oder Satzteile der Mischnastücke ist nicht vorhanden. Jakob Fromer hat dafür den bei den griechisch-römischen Grammatikern gebräuchlichen Ausdruck Scholie eingeführt, der an das hebräische Sch'elah (Frage) erinnert.

Talmud Iruschalmi und Talmud Bawli

Im vierten nachchristlichen Jahrhundert wurden in Palästina alle Gemarot gesammelt und erhielten zusammen mit der Mischna die Bezeichnung "Palästinensischer Talmud" oder "Talmud Iruschalmi".

Hundert Jahre später, gegen Ende des fünften nachchristlichen Jahrhunderts, wurde in Babylonien, wohin inzwischen der größte Teil der Juden ausgewandert war, eine neue Ausgabe dieses Werkes veranstaltet, die in der Folgezeit die palästinensische nahezu verdrängte. Das älteste handschriftliche Exemplar, das sich vom "Babylonischen Talmud" oder "Talmud Bawli" erhalten hat, befindet sich in der Münchner Staatsbibliothek und stammt schätzungsweise aus dem elften Jahrhundert. Daneben gibt es auch noch eine Reihe von Bruchstücken, von denen einige etwas früher angefertigt wurden.

Der erste vollständige Druck wurde in Venedig in den Jahren 1520-23, auf Grund von Handschriften, die nicht ganz fehlerfrei waren, hergestellt.

Dieser Text liegt allen späteren Ausgaben zugrunde. In allen ist die Reihenfolge der Ordnungen, Traktate, Kapitel und Stücke und die Paginierung die gleiche.

Voran geht stets ein Stück mit der Überschrift "Mischnah", darauf folgt die Gemarah.
Wenn das Mischnastück (durch die Gemarah) zu Ende erklärt ist, kommt das nächste an die Reihe.

Abb.: Im 16. Jahrhundert waren die Juden Venedigs dazu gezwungen, in einem kleinen Viertel unweit einer Gießerei, die "Ghetto" hieß, zu leben. Später wurde dieser Name auf die jüdischen Viertel vieler Städte angewandt.

Kommentare

Rechts und links des Textes laufen zwei Kommentare. Der eine ist vom aus Troyes in Nordfrankreich stammenden und 1105 in Mainz verstorbenen Raw Schelomoh Jizhaki, in der Abkürzung RaSchJ (oder Raschi) genannt, wovon der Kommentar den Namen erhalten hat.
Der andere stammt von einer Schule, die im zwölften und dreizehnten Jahrhundert in Frankreich und Deutschland bestanden hat, und deren Lehrer Tosafisten (also Glossatoren, wörtlich die Hinzufügenden) hießen. Man spricht deshalb auch von den Tosafoth.
Rings um diese beiden Kommentare befinden sich noch mehrere kleine Anmerkungen, die von späteren Erklärern herrühren. Das ganze Werk, das von den 63 Mischnatraktaten nur 36 behandelt, umfasst rund 6000 Folioseiten.
Siehe dazu auch Raschi und die Tosafisten...

Aus "Masekheth Bejzah", Talmud Bawli,
Eschkol Publ., Jerusalem, Th'V, p.64

Vergrößern 2

Vergrößern 1

Anm.:
Die Torah (Fünfbuch = Pentateuch) besteht aus den 5 Mosebüchern, die in der hebräischen Bibel jeweils nach einem der ersten Worte des jeweiligen Buches heißen: beReschith (im Anfang), Schemoth (die Namen), vajikra (Er rief), baMidbar (in der Wüste) sowie Dewarim (Reden).

Siehe auch ../judenmission/judenmission/bibel.htm.


In 12 Bänden: Der Babylonische Talmud
Übersicht: Talmud
Zum Inhaltsverz.: Judentum / Jahaduth

Nachrichten: Jüdische Religion aktuell

hagalil.com 10-02-05


Fragen an die Rebbezin...
Archivsuche:

Werben in haGalil?
Ihre Anzeige hier!

Advertize in haGalil?
Your Ad here!

haGalil.com ist kostenlos! Trotzdem: haGalil kostet Geld!

Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.
haGalil onLine

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2010... © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved