Talmud-Zitate
und ihre Verwendung in der antisemitischen Propaganda
In judenfeindlichen Publikationen werden seit dem frühen
Mittelalter Stellen aus dem Talmud zitiert, um die jüdische Tradition in
Misskredit zu bringen. Heute kursieren ganze Sammlungen entsprechender
"Zitate" vor allem im Internet.
Um eine angeblich feindliche Position des Judentums in Bezug auf die
Angehörigen anderer Völker (Gojim) zu belegen, wird zum Beispiel gerne
ein Zitat aus Jewamoth (oder auch Yebamot) 61a herangezogen.
Beispiele und
Erklärungen:
Seder Naschim - Jebamoth 61a
Talmudische Diskussionen zwischen den Positionen
einzelner Rabbiner und verschiedener Schulen wurden nach der Zerstörung
des Tempels schriftlich festgehalten, um den unterschiedlichen Gemeinden
des Exils eine gemeinsame Fassung auch jener Teile der Lehre, die bisher
nur mündlich überliefert worden waren, zur
Verfügung zu stellen.
In solchen Auseinandersetzungen wurden oft ganz bewusst abstruse Thesen
(etwa: "Nichtjuden dürfen benachteiligt werden") in die Diskussion
geworfen, nur um sie im nächsten Satz widerlegen zu können.
Antisemiten verwenden bevorzugt solche Thesen, verschweigen jedoch die
folgenden Antithesen, sodass ein verfälschter Gesamteindruck entsteht.
Die Leitlinien des Talmuds und damit der gesamten jüdischen Religion
sollen also absichtlich falsch verstanden werden.
Um eine angeblich feindliche Position des Judentums in
Bezug auf die Angehörigen anderer Völker zu belegen, wird zum Beispiel
gerne ein Zitat aus Jewamoth (oder auch Yebamot) 61a herangezogen. Die
Eingabe der Begriffe
Jebamoth 61a oder auch
Yebamot 61a in Suchmachinen kann hiervon einen ersten Eindruck
vermitteln.
Dabei bezieht sich die talmudische Diskussion in Jewamoth 61a gar nicht
auf eine Bewertung oder Statusbestimmung von Juden oder Nichtjuden,
sondern versucht - unter Bezugnahme auf einen Vers des Propheten
Jecheskel (Ezech.34.31), eine Erleichterung im Alltag der Priesterschaft
zu rechtfertigen.

Dieser Vers (Ezech.34.31) wird von Zunz folgendermaßen
übersetzt: "Und ihr seid meine Schafe, die Schafe meiner Weide
(unter) den Menschen seid ihr; ich bin euer Gott; das ist der Spruch des
Herrn".
Man könnte auch übersetzen: "Und ihr seid meine Herde, die Herde meiner
Weide, ihr seid Menschen, ich bin euer Gott, so die Rede des Herrn G'tt".
Rabbi Schim'on Ben-Jochaj übersetzt: "Ihr aber seid
meine Schafe, die Schafe meiner Weide, ihr werdet Mensch (hebr. Adam)
genannt, während jene, die G'tt nicht anerkennen, den Namen Adam nicht
verdient haben".
Wenn diese (die Götzendiener der damaligen Zeit) den
Namen Mensch nicht verdient haben, dann kann man sich an ihren Gräbern
auch nicht verunreinigen, da nur der Kontakt mit der Leiche oder dem
Grab eines Adam, eines im Ebenbild G'ttes erschaffenen Wesens, zum
Zustand ritueller Unreinheit führt.
Ben-Jochaj versucht also aus Ez. 34.31 abzuleiten, dass
ein Priester (Kohen) nur dann unrein wird, wenn er in Kontakt mit
israelitischen Gräbern kommt. Ein Kontakt mit Gräbern so genannter
Sternenanbeter (gemeint sind die Götzendiener der damaligen Zeit, die
nicht an den einen einzigen G'tt glaubten) führt, so meint zumindest
Ben-Jochaj, nicht zur Unreinheit.
Ben-Jochaj sagt: Die Gräber der Sternenanbeter
verunreinigen nicht durch Bezeltung. Mit Bezeltung meint er, wenn man
sich darüber beugt, wobei er sich auf baMidbar / Num.19.14 bezieht:
"Wenn jemand in einem Zelt stirbt, so ist folgendes verordnet: Wer in
das Zelt hineingeht und alles, was im Zelte ist, soll sieben Tage unrein
sein").
R. Schim'on b. Jochaj versucht ferner zu differenzieren zwischen den
unterschiedlichen Bezeichnungen für die Menschheit: Adam, Enosch, Gewer,
Isch. Seiner Meinung nach kann nur ein dem einen einzigen G'tt
anhängender Mensch als Ebenbild G'ttes angesehen werden, gemäß der
Schöpfungsgeschichte des Menschen - Adam.
Für seine Auslegung erntet Ben-Jochaj zahlreichen
Widerspruch und zahlreiche Stellen der Heiligen Schrift werden gegen ihn
ins Feld geführt, die alle Menschen, unabhängig von ihrer religiösen
Ausrichtung gleichermaßen als ADM (ADaM, Mensch) bezeichnen (z.B. Jona
4.11).
Berührt wird im Rahmen dieses Disputs auch die Frage, ob
nicht haAdam, also der Mensch an sich, aufgerufen ist, sich zum Menschen
- und damit zum Ebenbild G'ttes - erst einmal auszubilden.
Hierzu ist der Mensch durch sein Bewusstsein als von G'tt geschaffenes und
G'tt nachstrebendes Wesen befähigt. Nur so gelingt es ihm seiner
eigentlichen menschlichen Bestimmung gerecht zu werden. Er kann
dies nur in Partnerschaft mit G'tt erreichen und muss aufrecht vor G'tt
und seinen Nächsten stehen. Die Ehrenbezeichnung "Mensch" widerspricht
also einer Unterwerfung im Dienst an leblosen Götzen, Sternbildern oder
Naturerscheinungen.
In diesem Zusammenhang taucht auch die Unterscheidung der Bezeichnungen
ADM (Adam, als Einzelwesen, von der Erde kommend (ADaMaH) und HaADaM
(der Mensch, als Begriff für den Menschen an sich, als G'ttes Ebenbild
HaDoMeH).

Festzuhalten bleibt, dass die Behauptung, nur Juden
würden als Menschen bezeichnet, während Nichtjuden ein geringerer Wert
zugeteilt wird, falsch ist. Entweder wird ganz bewusst gefälscht und
absichtlich falsch verstanden oder es wird in Ermangelung der,
zugegebenermaßen nicht immer einfachen Gedankengänge im talmudischen
Schriftwerk, falsch eingeordnet.
Grundsätzlich ist jeder Mensch Ebenbild G'ttes, wie dies
gleich zu Beginn der Torah geschildert wird - und in unzähligen
Abhandlungen und Lehrstücken immer wieder betont wird.
Bsp.:
Die
Abstammung aller Menschen von einem Menschen betont außerdem die Einheit
und Einzigkeit des Ewigen.
Im vorliegenden Fall versucht der Rabbiner Schim'on Ben
Jochaj trotzdem eine Lösung für ein zu seiner Zeit dringend
auftauchendes Problem zu konstruieren. Es ging um eine Erleichterung im
Reiseverkehr. Diese war historisch dringend notwendig geworden, da
(nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer im Jahre 70 allg.
Z.) durch Vertreibung und Exil ein Reisen auch in
Ländern notwendig wurde, von deren Geschichte und Geographie nur geringe
Kenntnisse vorlagen.
Wie schon gezeigt, bezieht sich die Diskussion in Jewamoth
61a auf die Tatsache, dass sich Kohanim (Priester) beim Passieren von
Grabesstätten oder von Orten an denen Erschlagene lagen, rituell
verunreinigen. Eine solche Verunreinigung muss vermieden werden; erfolgte
sie trotzdem, sind langwierige Reinigungsrituale vorgeschrieben.
Im Lande Israel wo man derartige Orte mit Markierungen kennzeichnen
konnte, war dies durchaus praktizierbar. In Ländern in denen entsprechende
Markierungen oder Kenntnisse nicht gegeben waren, wäre es fast unmöglich
gewesen, sich zu bewegen, da ja theoretisch an jedem Ort einmal ein Mensch
zu Tode gekommen und begraben sein könnte.
Wenn wir die in der vorliegenden Diskussion eingebrachte Meinung bzw.
Argumentation (die Bezug nimmt auf eine Aussage von Rabbi Sh. b. Johaj) nun
ausweiten auf die Grabstätten oder Orte historischer Schlachten, auf
Lokalitäten also an denen davon auszugehen ist, dass hier, G'tt behüte,
Erschlagene liegen, so folgt, dass auch ein Kohen diese Orte passieren kann.
Eine Reise im Exil wäre ohne diese Erleichterung praktisch unmöglich
gewesen, nicht nur für die Kohanim, sondern für das gesamte Volk, da die
Kohanim ja nicht gesondert, sondern als Teil der Gemeinschaft in's Exil und
im Exil zogen.
Zu beachten ist, dass die zitierte Stelle keinerlei Bedeutung in Bezug auf
das praktische Verhalten von Juden gegenüber Nichtjuden hat, sie konstruiert
lediglich eine praktikable Möglichkeit im damals zwingend notwendigen
"Reiseverkehr".
Zahlreiche Vorschriften, in denen das Verhalten von Juden gegenüber
Nichtjuden festgelegt werden, finden sich in anderen Zusammenhängen. Dort
heißt es dann: "Begrabe die Toten der Völker mit den Toten Israels, tröste
die Hinterbliebenen wie die Hinterbliebenen Israels, sorge für die Waise des
Nichtjuden wie für die Waise Israels".
Das Portal der Prager Jerusalem-Synagoga ziert der Prophetenspruch: "Haben
wir nicht alle einen Vater? Hat uns nicht alle ein G'tt erschaffen?".

Die hier ausgeführte Betrachtungsweise erhebt keinen
Anspruch auf allgemeine oder gar ausschließliche Gültigkeit. Eine
umfassende und allen Aspekten der Thematik gerecht werdende Erörterung
ist hier weder möglich, noch wurde sie versucht. Dies alles mag
selbstverständlich sein, in Anbetracht der feindseligen Atmosphäre in
einigen Diskussionsgruppen ist es trotzdem erwähnenswert.
(Quelle:
hagalil.com/judentum/avoda-sara/voelker.htm -
Der Fremde
Dienst)
Bücher brennen und Hostien bluten:
Der Prozess
gegen den Talmud
Um die Juden im Bereich des Denkens zu schlagen und die als
Konkurrenz empfundene Lehre des Judentums zu diskreditieren, versuchte
man die geistigen Grundlagen der Lehre zu erniedrigen oder zu zerstören.
Im 13.Jh. begann die Kirche einen Prozess gegen den Talmud...

In 12 Bänden:
Der Babylonische Talmud
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Judentum / Jahaduth
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